Zwischen Karfreitag und Ostern

Jesus zwischen Karfreitag und Ostern

Diese wunderschöne Anekdote steht nicht in der Bibel: 

Jesus hing am Kreuz und unter ihm betete der Heilige Patrick für seine Seele.
Jesus rief ihm zu:

„Patrick, komm herauf zu mir, es gibt etwas, was ich dir sagen muss!“

Patrick antwortete, ohne nach oben zu blicken: „Herr, ich kann nicht, ich bete gerade für deine Seele.“

Jesus ruft etwas lauter, mit einer Spur von Dringlichkeit: „Patrick hör um Gottes Willen mit dem Unsinn auf, komm herauf, es ist wichtig, was ich dir zu sagen habe.“

„Nee, Herr, ich kann nicht. Ich sag doch, dass ich gerade für deine Seele bete. Nein, ich kann nicht hinauf kommen.“

„He Patrick, komm! Es ist total wichtig, das darfst du nicht verpassen“.

Patrick lässt sich erweichen und murmelt: „Gottverdammt, dieser Mann ist ein Idiot! Nun will er, dass ich hinaufklettere, wo ich doch gerade so schön für seine Seele am Beten bin.“

Er holt eine Leiter, lehnt sie an das Kreuz und klettert langsam, mit sichtlichem Widerstand Sprosse für Sprosse hinauf.

„Also Meister. Hier bin ich. Was gibt’s?“

„Schau Patrick“, sagt Jesus. „Hinter diesen Bäumen kannst du unser Haus sehen“.

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Der sterbende Jesus hängt am Kreuz und sagt: „Schau, hinter diesen Bäumen dort drüben, kannst du unser Haus sehen“.

Er liebte diese Erde. Ist das nicht der einzige Weg, Gott zu lieben? Gibt es einen anderen?

Nachdem ich mich über viele Jahre hinweg, mit dem Christentum kritisch auseinandergesetzt habe, komme ich heute – altersmilde – fragend darauf zurück.

Wer ist Jesus, der Mensch, gewesen, und wer ist der auferstandene Christus?

Ich musste ihn mir von einem Außenstehenden erklären lassen, einer der mit dem Christentum nichts zu tun hatte: der indische Mystiker Osho.

In seinem letzten Augenblick sagt Jesus, dass er betrübt sei. Er wendet sich an Gott und schreit: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen!“

Selbst ein Mensch wie Jesus kann im Sterben betrübt sein. Er möchte sich ans Leben klammern. Selbst ein Mann wie Jesus. Das macht ihn so menschlich.

Er schreit auf, aber er weicht nicht zurück, er fällt nicht.

„Im gleichen Augenblick wird ihm klar, worum er bittet. Dann entspannt er und sagt: Dein Wille geschehe. Plötzlich dreht sich das Rad, er ist nicht mehr in der Horizontalen sondern in der Vertikalen, in der Tiefe. Dort wird er auf ewig wiedergeboren.“

(Osho in „Die verborgene Harmonie“) 

Ich wünsche Ihnen einen schönen Ostersonntag

Lea Söhner

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