Horch! Das ist Deutschland.

Deutsch-argentinische Verbindungen
Carmens Vorfahren stammen aus Italien.
In ihrem Garten steht noch ein uralter Feigenbaum, den ihre Ahnen seinrzeit aus Europa mitgebracht haben.
Durch Heirat lebte sie zwanzig Jahre in Deutschland.
Nach ihrer Scheidung kehrte wieder nach Argentinien zurück.
Sie liebt und verehrt Deutschland. Die Art, wie sie über mein Land spricht, öffnet auch meinen dauerkritischen Blick.
Für mich hat das etwas Heilendes.
Deutsche Welle hört sie seit Jahr und Tag, doch damit ist jetzt Schluss.
So einseitig und vor allem schlecht, wie dort über Argentinien und Milei berichtet wird, das will sie sich doch nicht gefallen lassen.
Am Sonntag waren wir miteinander wandern.
Hier in der Sierra gibt es keinen Wald. Nur Gestrüpp und vereinzelt eine Kiefer, welche Europäer einst mitgebracht haben.
Auf der Anhöhe blieb sie stehen.
„Horch!“ flüsterte sie.
Was hörte ich?
Der Wind rauschte durch die kleine Kiefer. „Das ist Deutschland“, sagte sie und ihre Augen glänzten.
Auch Fernanda sehnt sich nach Deutschland. Aber sie war noch nie dort.
Sie betreibt hier im Städtchen einen Second-Hand Buchladen. (ja, so etwas gibt es hier).
Seit ihrer Kindheit hat sie das Gefühl, im falschen Kontinent geboren zu sein. Europa, speziell Deutschland, ist ihre große, schmerzhafte Sehnsucht.
Deshalb hat sie auch ein wenig Deutsch gelernt. Sie ist um die sechzig und hat Tränen in den Augen, wenn sie davon spricht.
Mit dem Durchschnittseinkommen einer Argentinierin ist eine Reise nach Europa unmöglich.
Als dann ihre Eltern starben und sie deren Wohnung in Buenos Aires verkaufen konnte, hätte sie sich eine Reise leisten können.
Dann wurde sie schwer krank.
Inzwischen ist das Erbe bald aufgebraucht, denn mit 300 Euro Verdienst lässt es sich auch hier kaum noch leben.
Ich bin gerne in Argentinien und habe mich neulich gefragt, ob ich mich hier niederlassen könnte.
Dann sah ich mich schon, wie ich Sonntagmorgens mit dem Stock hinaufsteige auf den Berg wo die einsame Kiefer steht und wie ich dem Klang des Windes lausche, wie er durch ihr Nadelkleid fährt.
„Das ist Deutschland“, würde ich sagen und mich wild nach den deutschen Wäldern sehnen.
Nein, ohne Wald will ich langfristig nicht leben.
Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende
Ihre Lea Söhner
Liebe Lea, ich bin nicht auf Facebook.
Bitte schreib mir weiterhin per E-Mail !
Martha
Leben einzeln und frei wie ein Baum,
brüderlich und schwesterlich wie ein Wald,
das ist unsere Sehnsucht.
(frei nach Nazim Hikmet)
PS: da bin ich aber erstaunt, daß „Der deutsche Wald“ so eine Wirkkraft hat !!
(frei nach Nazim Hikmet)
Liebe Lea,
Ich bin nicht in Facebook unterwegs.
Aber, je älter ich werde, desto öfters in Wäldern. Die Bäume im Wald, der Waldboden, der Geruch des Waldes und seine Musik, das ist Sinnlichkeit und Spiritualität gleichermaßen. „Über allen Wipfeln ist Ruh“, was weiß denn schon der alte Tacitus davon, er war ja nie in diesen Wäldern, von wegen „grauenvoll “!!
Sei herzlich gegrüßt
Karin
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Liebe Lea,
auch ich habe keinen Zugriff auf Facebook.
Liebe Grüße nach Argentinien, einem sehr unterschiedlichen, ja für mich zwiespältigen Land.
Habe Argentinien auch schon besucht und hatte jahrelangen Kontakt dorthin, bis „unser“ Argentinier mit portugiesischen Wurzeln sein Heimatland Richtung Deutschland verlassen hat.
Dorothea