WORTE WIRKEN: Ich bin wieder da!
Nach der Pause mit neuem Elan.
Elan ist ein Gallizismus, ein französisches Lehnwort.
Zu Napoleons Zeiten haben wir tausende von französischen Wörtern in das Deutsche hinein genommen und verstoffwechselt.
Wer würde heute noch Schreibstube anstatt Büro sagen? Obwohl Schreibstube auch ein schönes, gemütliches Wort ist. Schade, dass wir es vergessen haben.
Historiker können an der Veränderung der Sprache den jeweiligen politischen Einfluss erkennen. Deshalb bin ich nicht kategorisch gegen Lehnwörter.
Es geht mir vielmehr ums Vergessen!
Wir können die Einflüsse von außen als Bereicherung nehmen. Doch wenn wir unsere eigenen Wörter dabei vergessen, zerstören wir unbewusst unsere Sprache.
Jedes Wort hat einen speziellen Duft, eine Stimmung, eine Sphäre. Ein Flair. Das ist wieder ein Gallizismus.
Ein Beispiel:
Dekorieren ist ein französisches Lehnwort.
Schmücken ist die deutsche Entsprechung.
Spüren Sie den feinen Unterschied?
Dekorieren, Deko, ist nach meinem Empfinden etwas oberflächlicher.
Schmücken, Schmuck wirkt festlicher, tiefgründiger. Beim Schmücken verbinden wir uns eher mit dem Hintergrund, mit den Traditionen derentwegen wir etwas schmücken.
Deko und Schmuck verhält sich wie Modeschmuck zu echtem Schmuck aus Gold, Silber und Edelsteinen.
Christbaumschmuck weckt andere Bilder als Weihnachtsdeko.
Oder denken wir an die tiefe Bedeutung des indianischen* Kopfschmucks. Wir würden ihn herabwürdigen, sprächen wir von Kopf-Deko.
Nicht, dass ich gegen das Wort dekorieren wäre.
Wenn wir das Wort schmücken behalten und dekorieren als zusätzliches Wort hinzu nehmen, können wir sprachlich feiner unterscheiden. In diesem Fall ist das Lehnwort eine Bereicherung.
Doch wir verarmen, wenn wir unsere eigenen Wörter vergessen.
Wir verarmen nicht nur an Wörtern, sondern auch an Verbindung zu unseren Traditionen und somit zu unserem inneren Kern.
Schreiben Sie in die Kommentare, was Sie zu Lehnwörtern denken.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende
Ihre Lea Söhner
PS: Ja, ich weiß schon, Indianer darf man nicht mehr sagen, doch wer ist es, der es mir verbieten will?
Lehnwörter anderer Sprachen… da ist ja das Woke-Kampfwort der „kulturellen Aneignung“ groß in Mode.
Was aber die „Wokisten“ überhaupt nicht bedenken, ist die Tatsache, dass die Massenüberschwemmung der Sprachen mit Anglizismen US-amerikanischer Herkunft nicht anderes darstellen als eine „kulturelle Selbstenteignung. Da lobe ich mir die academie francaise, die es sich zur Aufgabe macht, die Reinheit der französischen Sprache zu fördern, indem überflüssige Anglizismen aus der Alltagssprache verbannt werden.
Ich wünsche dabei großes Durchhaltevermögen und Konsequenz.
Dieses Thema: die unterschiedliche linguistische Politik zwischen Deutschland und Frankreich wird demnächst in einem Rundbrief kommen. Vielen Dank für den Kommentar, Georg
Ja, ich finde „schmücken“ wertet ein Objekt oder eine Person auf, unterstreicht und hebt hervor, während eine Dekoration auch für sich alleine wirken kann.
Schön, wieder von Dir zu lesen, Lea!
Das waren lange sommerliche und herbstliche Wochen ohne das Nachdenken über das Wirken von Worten.
Das Beispiel Indianer unterstreicht genau Ihre Worte: Das Tiefgründige, das Mitschwingen von Geschichte des Mißachtens der Gleichwertigkeit aller Menschen und Kulturen, das Erinnern an unschuldiges Verkleiden und Anderssein für einen Augenblick- oder vielleicht Moment…
Hallo Lea, schön, dass du wieder im Lande bist. Deine Mails, bzw. deine elektronischen Briefe schmücken so wieder den Samstag.
Herr Hummler bringt diese sprachlichen Probleme auf den Punkt: viele Werbetexter, Moderatoren sind ein übles Negativbeispiel dafür.
Anmerkung zu das Büro/ le bureau:
Die zweite Bedeutung im Französischen von le bureau = der Schreibtisch ist im Deutschen verloren gegangen. Denn unter Büro verstehen wir (nur noch) den Raum…
Genau, Heidemarie! Das stimmt. In meinen Rundbriefen muss ich so kurz bleiben, da fällt immer etwas unter den Tisch. Herzlichen Dank für den Kommentar!