WORTE WIRKEN: Schicksal und andere Angelegenheiten

Schicksal, Pianist

Wolfgang Schwartz ist Pianist und führt ein ausschweifendes Leben mit vielen Frauengeschichten. Doch er heiratet die farblose, tugendhafte Bettina. Später zeigt sich, dass er diese gründlich unterschätzt hat.

Das Schicksal ereilt ihn überraschend. Seine Frau konfrontiert ihn mit einer grundstürzenden Zumutung, die ihm den Boden unter den Füßen wegzieht.

Sind Menschen ihrem Schicksal ausgeliefert? Welchen Spielraum hat der Mensch und hat er einen freien Willen?

Hier eine kleine Philosophie über das Schicksal allgemein und ganz unten noch etwas zum Pianisten Wolfgang Schwartz.

Schick – sal.

Schick: schicken, etwas wird (von Gott oder der Existenz) geschickt

Sal hat etwas mit heilen zu tun.

  • Salbe,
  • Salvator (Heiland).
  • Im italienischen Sprachraum grüßt man sich mit Ciao, aber noch häufiger mit Salve (Heil),
  • Labsal,
  • Salbei  ist eine Heilpflanze,
  • salvus (latein) heißt gesund, heil, wohlbehalten

Könnte uns etwas geschickt werden, das unserem Heil und unserer Gesundung dient?

Andererseits:

Bestimmung, (Schicksal)

heißt auf Italienisch und spanisch destino,

auf Englisch heißt es destiny

Destino bedeutet auf lateinisch aber anbinden, festmachen, fixieren, etwas mit Bändern befestigen.

Könnte man sagen, man ist an die Bestimmung gebunden?

Hängen wir am Schicksalsfaden der Alten Spinnerin?

Bieten uns hier die Sprachen zwei verschiedene Wege an, mit dem Schicksal, bzw. unserer Bestimmung umzugehen?

Einerseits:

Was uns geschickt wird, mögen wir oder auch nicht.

Doch das Wort gibt Spielraum. Eine aktive Antwort ist möglich.

Wir können unser Schicksal mitgestalten, damit es unserem Heil dient.

Andererseits: destino, destiny:

Wir sind an unsere Bestimmung gebunden.

Wir können nichts daran ändern, denn wir sind fixiert.

Wie frei ist der Mensch?

Friedrich Schiller folgt mit seinen Gedanken der deutschen Variante von Schick-sal,

Denn er spricht von FORM und STOFF

Der STOFF ist das, was uns gegeben ist:

  • unsere biologischen Voraussetzungen,
  • unsere Prägungen,
  • unsere Krankheiten,
  • die Inspirationen und Zumutungen, die von außen auf uns zukommen.

Diesen STOFF zu nehmen und eine FORM daraus zu machen:

Das eigene Leben daraus zu formen, unsere Lebensform, unser Lebens-Kunstwerk zu erschaffen, darin liegt die Freiheit des Menschen begründet.

Sonst wäre keine Freiheit und damit auch kein Menschsein in Würde möglich.

Wolfgang Schwartz ist eine Figur aus meinem Roman Wiederfinden.

Er hat sein Schicksal (Form) angenommen und aus dem Stoff sein weiteres Lebenskunstwerk geschaffen.

Wie er das geschafft hat, das erfährt man in meinem neuen Roman Wiederfinden, der am 31. August 2023 erscheint.

Lea Söhner, Wiederfinden

Bildnachweis: Beitragsbild

2 Kommentare

  1. Johanna 20. August 2023 at 12:24 - Antwort

    Das schillersche Freiheitsbild entspricht auch der Art und Weise wie das I Ging, das chinesische Buch der Wandlungen, den weisen Umgang mit dem Schicksal beschreibt.
    Mir kommt das Bild des Segelbootes, das dem „Stoff“, dem Wind, ausgesetzt ist, ihn aber nutzt um in Bewegung und ans Ziel zu kommen.

  2. Simone 25. August 2023 at 7:38 - Antwort

    danke lea

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