Wiederfinden

Wiederfinden

Wiederfinden – poetisch, zärtlich, tiefsinnig

Stuttgart 1942. Nach dem mysteriösen Verlust ihrer Eltern wächst die kleine Helene bei Pflegeeltern in der Schweiz auf.

Als junge Opernsängerin kehrt Helene nach Stuttgart zurück und verliebt sich dort in den charmanten Medizinstudenten Paul. Doch ihre Liebe steht unter keinem guten Stern. Ausgerechnet Pauls Vater ist mitverantwortlich für das Verschwinden von Helenes Eltern.

„Wiederfinden“ ist ein packender Roman, der die teilweise tragischen Schicksale einer Familie über mehrere Jahrzehnte hinweg beleuchtet. Leserinnen werden in eine Zeit voller Umbrüche, Krieg und Verlust mit hineingezogen. Doch selbst in den dunkelsten Momenten gibt es Hoffnung – auf eine gemeinsame Zukunft, auf Vergebung und die Kraft der Liebe.

In diesem atmosphärisch dichten Familiendrama verwebt die Autorin meisterhaft die Lebenswege ihrer Figuren mit den großen Themen ihrer Zeit.

Vor dem Hintergrund der deutschen Nachkriegszeit und dem Ringen von drei Generationen mit Schuld, Verlust, Liebe, Sexualität und Trauer, geht das Buch direkt unter die Haut.

Erste Stimmen von Leserinnen:

Wiederfinden

„Dieses Buch ist eine Wucht. Lea Söhner erzählt die Geschichte von deutschen Menschen aus drei Generationen wie ein Spinnerin, die ihr Gewebe webt. Es sind Psychogramme von Traumatisierten, Versehrten, Leidenden und Liebenden.“ Beatrix auf Amazon

Ein intensives Buch! Sin Cocktail an Emotionen, in die ich tief eingetaucht bin, so tief, daß ich mich nach Beendigung der Lektüre verwaist gefühlt habe, als hätte meine (Buch-)Familie mich verlassen.

Das Buch ist eine Begegnung mit den elementaren Themen des Menschseins: Sexualität, Spiritualität, Trauma und Heilung, Krieg und der Suche nach innerem Frieden. Der Autorin gelingt es, das Suchen und Ringen der Protagonisten so fesselnd in Worte zu fassen, daß die Grenzen verschwimmen und man herausgefordert ist, sich selbst im Spiegel dieser Themen zu betrachten.

Immer wieder ist das Buch provokant, nämlich dann, wenn das Verständnis von „richtig und falsch“ auf den Kopf gestellt wird. Aber folgt man den inneren Prozessen der Figuren, kann sich die Türe des eigenen mentalen Gefängnisses öffnen.

Ein intensives Buch, das zur Selbstreflektion auffordert! Myriam auf Lovelybooks

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„Bemerkenswert finde ich, dass mich das Erzählen bei jeder Person in eine komplett andere Stimmung versetzt. Jedes Kapitel verlasse ich mit völlig anderen Gefühlen als das vorangegangene. Den Leser so hineinzuziehen, ihn gedanklich und emotional so in die jeweilige Geschichte zu verwickeln, derart verschiedene Stimmungslagen zu erzeugen, empfinde ich als beachtliche Leistung der Autorin.“ Waldkind auf Lovelybooks

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tiefgründig, berührend, einzigartig
Das Buch hat mich berührt, erschüttert und erfreut. Es hat mich tiefer zu mir gebracht, die Augen geöffnet für mir Fremdes und Hoffnung aufgezeigt, zu was wir Menschen fähig sind. Danke Lea Söhner für dieses Meisterwerk. Ines Gross auf Amazon
 

 

Wiederfinden von Lea Söhner

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Zum Hintergrund des Buches Wiederfinden :

Als Autorin von Familiendramen habe ich ein Faible für einzelne Figuren und wie sie miteinander verflochten sind.

In jedem Leben steckt eine Shakespeare’sches Tragödie. Diese im Schreiben herauszuschälen, ist meine Leidenschaft.

Was wissen wir wirklich vom Leben derjenigen, die mit uns in einer Familie vereint sind?

Wie werden wir vom Schicksal unserer Eltern und Großeltern geprägt?

Im Roman „Wiederfinden“ geht es besonders um die Thematik von Religion

und Eros, die beiden stärksten Lebensmächte. Es geht um das Verlorengehen und Wiederfinden.

Wer über Religion und Eros nachsinnt, muss seinen Finger an eine der schmerzlichsten Wunden legen, die in der Tiefe des Menschen blutet.“ (Walter Schubert 1942)

Bei aller Tragik durchströmen Humor, Musik und Erotik dieses Buch. Es erzählt vom Gelingen und vom inneren Tasten nach dem, was keinen Namen hat.

Wiederfinden – Ein Textauszug

Vorweg: Yvonne ist Prostituierte. Später wird sie Malerin. Im Alter von fast fünfzig Jahren zieht sie, während sie Bilder malt, Bilanz aus ihrem Leben.

Yvonnes Bilder wurden übrigens von der Künstlerin Irina Wolff geschaffen. Sie haben mich zu der Figur der Yvonne inspiriert, konnten aber aus Kostengründen leider im Buch nicht erscheinen.

Die Textpassage aus „Wiederfinden“

Sie ist sechzehn und endlich frei. Gerade hat sie sich im Nachbardorf ein möbliertes Zimmer gemietet und muss nur noch ein einziges Mal zurück ins Jugendheim, um ihrer Entlassung beizuwohnen und ihre Habseligkeiten entgegenzunehmen. Fräulein Schneider wird unterschreiben, sie wird dort auf sie warten, weil sie in der Nähe wohnt. Yvonne geht zu Fuß, es sind sieben Kilometer.

Der Septemberabend ist lau und auf den Feldern rechts und links wurden die Stoppeln bereits untergepflügt. Da hält ein großer, alter, sehr staubiger Mercedes neben ihr.

»Kannst ein Stück mitfahren, wenn du willst. Wo solls denn hingehen?«

»Ich muss bloß zum Jugendheim rüber, wenn Sie noch Platz haben?«

Sie steigt ein und wird sich auf ewig fragen, warum ihr feiner Riecher für Gefahr in diesem Moment nicht funktioniert hat.

Dies ist der Augenblick, von dem das Bild des Mädchens erzählt, welches Yvonne jetzt im Alter von achtundvierzig Jahren malt. Nicht die äußere Schicht ihres damaligen Hasses und ihres Selbstschutzes will sie erfassen, sondern das innere Wesen, das sie war, schon geläutert durch Leid, aber noch immer ungebrochen.

Sie tupft auf schwarzem Hintergrund ein Mädchen voller Trauer und gleichzeitig mit Offenheit und Neugier auf das Leben. Gerade schickt sie sich an, das große Abenteuerbuch Zukunft zu öffnen, auch wenn das, was hinter ihr liegt, noch lange nicht verdaut ist.

Die schönen Lippen und die großen Augen spiegeln die Sinnlichkeit, die in ihr angelegt ist, aber auch eine riesige Sehnsucht nach Liebe. Um ihre Stirn trägt sie einen Rosenkranz. Eine Dornenkrone? Oder das ganze blühende Leben, das sich dieses Mädchen erhofft? Ist in einer Rosenkrone nicht beides enthalten?

Kreuz Gewalt und Eros

Yvonne hat ein untergründiges Gefühl, als müsse sie sich beim Malen beeilen. Warum nur? Muss sie schnell sein, weil der hoffnungsfrohe Zustand, in dem sich dieses aufblühende Mädchen gerade befindet, nur kurze Zeit dauern wird? Es bleibt nur eine kleine Spanne zwischen keimender Hoffnung und fast völliger Zerstörung. Diesen Moment muss sie verewigen, er war so kurz.

Als sie am nächsten Tag mit dem Bild fertig ist, wäscht sie die Pinsel aus und macht einen langen Spaziergang. Auf ihrem Weg betritt sie eine Dorfkapelle und betrachtet den Gekreuzigten.

Lange fixiert sie sein leidendes Gesicht. Dann sagt sie laut auf Deutsch, denn obwohl er in Frankreich hängt, muss er schließlich auch Deutsch verstehen:

»Was zum Teufel hast du seinerzeit drei Tage lang in der Hölle gemacht, nachdem du tot warst? Den Toten die Sünden vergeben? Wer’s glaubt! Das hättest du auch vom Himmel aus machen können.«

Wiederfinden …

… ist auch der Titel eines der größten Gedichte Johann Wolfgang von Goethes. In seiner vollständigen Fassung ist es im West-östlichen Diwan zu finden.

Es erzählt vom Anfang, als die Ganzheit war, das Heile, das Heilige. Es erzählt davon, dass das Ewige eines Tages Sehnsucht hatte nach Chaos und Ordnung, nach Hell und Dunkel, nach Lachen und Weinen, nach Höhen und Tiefen.

Da formte es Mann und Frau. Seither gehen sie zueinander, um das Ganze, das Ewige wiederzufinden.

Aller Schmerz ist Trennungsschmerz und strebt nach Erlösung. Die Sehnsucht nach dem Ganzen, nach Überwindung der Trennung wurzelt im Gefühl der Vereinzelung, die in der Tiefe jedes Menschen wirkt. Sie wird nur durch die Liebe erlöst.

Zwischen Mann und Frau ist dies der erlösende Eros. In der gott-menschlichen Liebe entfaltet sich das Erlösungsmotiv der Religionen. In beiden Fällen sucht der vereinsamte Mensch dasselbe: die verlorene göttliche Heimat.

Die gewaltsame Abtrennung der Erotik von der Religion führte in ihre Neurotisierung und Entmenschlichung. Sie entfremdet bis heute den Menschen von seinen Ursprüngen, schwächt ihn und beraubt ihn seiner tiefsten Kräfte.

Das Goethe-Gedicht Wiederfinden begleitet mich seit Jahren. Ich glaube allerdings nicht, dass ich es ganz verstanden habe. Macht nichts.

Worte wirken: Der Rundbrief

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