WORTE WIRKEN: Himbeergeist, Gespenster und der Heilige Geist

Himbeergeist, Gespenster und der Heilige Geist
Neulich wollte der kleine Finn mit seinem Papa kämpfen.
„Gegen wen sollen wir denn kämpfen?“, fragte der Papa – ein Bekannter von mir.
Da brüllte Finn in heller Begeisterung: „Gegen den heiligen Geist!“
Was ist ein Geist und was ist heilig daran?
Himbeergeist, fällt mir ein. Spirit. Spirituosen. Sprit.
Alkohol kommt aus dem Arabischen und soll „körperfressender Geist“ bedeuten.
Diese Aussage ist zwar ungesichert, käme inhaltlich aber ungefähr hin.
Geist kann auch ein Gespenst sein. Spukgestalten. Schreckbilder also. Fantôme heißt Gespenst auf Französisch.
Wir tasten uns weiter vor:
Der Mensch soll aus Körper, Seele und Geist bestehen.
Ich persönlich teile diese Auffassung unbedingt.
Daraus speist sich das, was man die Würde des Menschen nennt.
Manche sagen, der Mensch hätte einen „Geistleib“.
Es gibt Phantomschmerzen. Also Geistschmerzen. Die Schmerzen des Geistleibs?
Geist wird auch für Verstand genutzt:
Jemand ist geistig klar im Kopf, oder jemand ist geistig behindert.
Ich halte das für falsch, denn auch ein behinderter Mensch besteht aus Körper Seele und Geist. Mit der entsprechenden ungeminderten Würde.
Und das Heilige?
Es gibt Engel.
Vermutlich.
Das sind Geistwesen.
Schutzengel. Schutzgeister. Erzengel.
Sophia gab es früher im heidnischen Griechenland.
Sie ist der Geist der Weisheit.
Im Hebräischen gibt es die Ruach. Auch dies ein weibliches Wort für Hauch, Luft, göttlicher Atem.
Die Ruach schwebt über den Wassern.
Johannes der Täufer hat mit Wasser getauft und auf Jesus verwiesen, der mit dem Heiligen Geist taufen wird.
So verschmolz religionsgeschichtlich die Ruach im Christlichen mit dem Heiligen Geist.
Auch griechische Traditionen, wie oben Sophia, wurden ins Christentum aufgenommen.
Die Kirche formte aus den beiden sphärischen, weiblichen Kräften Sophia und Ruach, also aus Weisheit und Göttlichem Atem, einen männlich-nüchternen Amtsgeist.
Vom Allerheiligsten bis zu den Niederungen
Gab es wohl böse Geister, die das Wort „Geist“ kaperten und so etwas Niederes wie Gespenst oder Alkohol daraus machten?
Nach dem Motto: „Wer die Sprache beherrscht, beherrscht die Menschen“?
Wir wissen es nicht.
Vielleicht ist der Göttliche Geist aber auch so groß, dass er alles umfasst:
Vom Höchsten bis zum Niedersten.
Vom Heiligen bis zum Dämonischen.
Er umfasst das Weibliche und das Männliche.
Das Heidnische und das Christliche.
Und Kinder wie Finn in ihrer Begeisterung sind frische Verkörperungen davon.
Liebe Lea, ich lese so gerne deinen WORTE WIRKEN – Newsletter.
Magst du vielleicht auch mal was über die Hölle schreiben? Ich finde, das ist auch ein ziemlich interessanter Begriff. Herzliche Grüße, Inari
-wie immer Leas Worte universal „geistreich“…analog in meiner südostbayrischen Heimat auf Altniederbayrisch ausformuliert: Dua äh oj Joahr a Kerzn ozündnt!