WORTE WIRKEN: Kann den Liebe Sünde sein?
Kann denn Liebe Sünde sein?
Ich bin mit der Sünde aufgewachsen.
In meinem christlichen Elternhaus wurde das Wort kaum je benutzt, aber es färbte meine Welterklärung unbewusst.
Nie habe ich verstanden, was Sünde eigentlich ist. Vage hatte es mit Sexualität zu tun. Aber nicht nur.
Was sagt die Etymologie zu diesen Wort?
„Übertretung des Sittengesetzes“, sagt das Wörterbuch der Gebrüder Grimm unter anderem. „Verstoß gegen ein göttliches Gebot.“
Aber:
die Herleitung des Wortes bereitet Schwierigkeiten, darin sind sich alle Wörterbücher einig.
Sprachforscher versuchten, es aus „Schande“ oder „Scham“ herzuleiten, dazu braucht es jedoch zu viel Interpretation.
Immer wieder landet man auf „es ist wahr“. Auch im Englischen kommt man bei sin irgendwann auf „it is true“.
Dieses „es ist wahr“ wird in allen Wörterbüchern sofort eingeordnet:
„es ist wahr, dass er schuldig ist, seine Schuld ist wahr“. So behilft man sich.
Es gibt also eine sprachwissenschaftliche Unsicherheit.
Dem stelle ich eine steile These entgegen:
Was, wenn schon seit Jahrtausenden an der Sprache herumgeschraubt wird?
Was, wenn es genau umgekehrt ist?
Auch bereits im Alten Testament wurden Mythen und Geschichten aus Vorgängerkulturen übernommen und verändert, teilweise umgedreht.
Was, wenn es gar keine Sünde im uns bekannten Sinn gibt?
Was, wenn das Wort Sünde eigentlich Hinwendung zu Gott oder sogar Herkunft aus dem Göttlichen bedeutet? (es ist wahr)
Was, wenn der Mensch in seinem tiefsten, in seinem wahren Wesen gar nicht regierbar ist?
Wer den Menschen regierbar machen will, muss seine tiefsten Lebenskräfte angreifen: Seine Verbundenheit mit dem Großen Ganzen und seine Sexualität.
Diese beiden kommen im Begriff der Sünde zusammen.
Dieses Konzept liegt allen Erlöserreligionen zugrunde und hat verheerende Auswirkungen auf die Seele des Menschen.
Mein Großvater hat eine familiäre Tragödie als Fluch für seine Sünde angesehen.
Wie er damit ganze Generationen geprägt hat, erzähle ich in meinem Buch „Vielleicht im Himmel einmal“.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag
Ihre Lea Söhner
Liebe Leah. Ich bin auch im christlichen Sinne mit Sünde aufgewachsen. Durch meinen Sufilehrer konnte den Begriff Sünde für mich neu und für mich bis heute stimmig füllen. Allerdings interessanter Weise genau andersherum alsDu es jetzt herleitest. Sünde gibt’s so eigentlich nicht Du darfst nicht usw… Es bedeutet das ich mich getrennt von Gott fühle. Gefangen in all den Prägungen und Mustern und Glaubenssätzen die so wirksam sind aber eben NICHT WAHR. Dann kann ich schauen aus der Sünde raus zu kommen und wieder die Verbindung zu dem was WAHR ist, göttlich ist in mir zu finden.
Liebe Marina, ganz herzlichen Dank für deinen Kommentar. Was du schreibst, ist natürlich auch WAHR. Es ist eine spirituelle Sichtweise auf das Phänomen Sünde. Bei meinen Gedanken ist das geschichtlich gewachsene mehr in den Fokus genommen. Was hat die über Generationen falsch verstandene „Sünde“ angerichtet.
Ich „kenne “ die Bedeutung von Sünde als „unreif sein “ im Sinne von unbewusst sein.
Das nahm schon mal viel Schwere, Verurteilung.
Wow Lea, du haust mich heute mal wieder vollkommen aus den Schuhen. Auf einmal wird es göttlich, eine Sünderin zu sein.
Was für eine Erlösung.
Danke!
Für mich, die schon soooo lange mit Sexualität arbeitet und immer wieder deshalb gedisst wurde, einen schlechten Ruf hatte, all das – endlich befreit!
Ein tiefer Atemzug
ein glückliches Lächeln.
Sprache zu verstehen – wie wichtig das doch ist!
Danke für deine Arbeit!
ha, ha… das freut mich Nhanga!
Als Kind habe ich religiösen Missbrauch erlebt. Bereits mit 8 Jahren habe ich mich als absolut sündiger Mensch gefühlt, der keine Chance hat, in den Himmel zu kommen. Höchstens ins Fegefeuer. Die Lösung für mich war, dass ich in der Pubertät Gott sterben ließ. So konnte ich meine Sexualität leben. Erst viel später konnte ich realisieren, dass Spiritualität und Sexualität die 2 Seiten einer Münze sind.
Vielen Dank Inari. Mutig warst du allerdings, Gott in der Pubertät schon sterben zu lassen. Dafür habe ich länger gebraucht und inzwischen lasse ich ihn auf ganz andere Art wieder auferstehen. LG von Lea
Danke für das gute Bild, liebe Lea.
Mit hat bisher die Herleitung von „Sund“ – also einem vom Festland abgetrennten Stück Erde – am meisten eingeleuchtet.
„Sünde“ wäre also verlorene Verbindung/Verbundenheit zu Gott/dem Göttlichen eingeleuchtet.
Damit ist der ‚Sünde-Komplex‘ meilenweit entfernt von jeglicher Moralisierung und hätte nicht die fatale Richtung nehmen müssen, die alles Leibliche-Sinnliche- Erotische und Weibliche verteufelt!
Ernst-Dietrich
Lieber Ernst-Dietrich, danke für deinen Kommentar und für den Gedanken über „Sund“, ein vom Festland abgetrenntes Stück Erde.
Liebe Grüße von Lea