WORTE WIRKEN: Das Geheimnis des Blutes
Wie kann Menstruation und Geist zusammenhängen?
Vor einiger Zeit war ich zusammen wieder einmal in der schönen Stadtkirche meiner Heimatstadt Schwaigern. In der Mitte zwischen den Bankreihen führt ein prächtiger roter Teppich bis nach vorne zum Altar.
Beim Heiligen Abendmahl wird (wie in allen Kirchen) roter Wein getrunken.
Im Mittelalter trugen die Könige rote Mäntel und tranken den Rotwein „Claret“. Damit verbunden war der Spruch: „Der Mann im Mond (!) trinkt Claret“. (Walker)
Wenn der Blick einmal dafür geschärft ist, sieht man die Reste der uralten Verehrung des Blutes überall.
Etymologen haben versucht, die Wurzel des Wortstammes Geist von der Bedeutung des Wortstammes Mond zu trennen (Neumann).
Diese beiden Sprachwurzeln lassen sich aber nicht trennen.
Aus dem lateinischen mens und dem griechischen Wort Menos leiten sich alle Begriffe für Verstand ab. (mind, engl)
Mondwechsel, Monat, Mens, Mensis, Menstruation, mental.
Men (Mond) und mensis (Monat) gehören zur Wurzel ma, im Sanskrit mas.
Geist ist mit der Sanskritwurzel manas verwandt, Mana bedeutet „die dem Universum innewohnende nicht-körperliche Elementarkraft“ (Shuttle/Redgrove, s. 139) Mama, die nährende Mutterbrust
MEssung, MENsur, DiMENSion, Metermaß. MENsch.
Sprache wird nicht ausgehirnt. Sie entsteht aus Leiberfahrung und Naturbetrachtung.
Wie hängt also die Menstruation und die Evolution des Geistes zusammen?
Der MENsch unterscheidet sich vom Tier durch seine Geistigkeit UND durch den regelmäßigen Zyklus der Frau. Die Paarung muss nicht zu bestimmten Zeiten vorgenommen werden, sondern kann jederzeit geschehen. Dadurch konnte der Mensch Sozialstrukturen herausbilden und diese bewusst gestalten. (Voss)
Die Kulturen der frühen Menschheitsgeschichte von der Altsteinzeit bis zu den entwickelten Matriarchaten waren von tiefer Geistigkeit und Naturbetrachtung durchdrungen.
Empfehlenswert ist es, die Insel Malta einmal zu besichtigen. Malta heißt übrigens – wie kann es anders sein: Mutter.
Monat, Mond und Mens sind natürliche Wandlungsvorgänge. Daraus ist das zyklische bzw. das spiralige Denken hervorgegangen.
Ein weiterer Wandlungsvorgang ist das Blut selbst:
In der Vorstellung der frühen Menschen formt sich das Kind im Mutterleib aus dem Menstruationsblut. (Walker und Shuttle/Redgrove)
Menstruationsblut ist die reale, körperliche Voraussetzung für das Ewige Leben.
Deshalb ist das Blut über viele Jahrtausende in Kulten auf der ganzen Welt verehrt worden. Reste davon sind nicht zu übersehen und in allen heutigen Religionen nachzuweisen.
Überdeutlich springt es beim Wandlungsmysterium des christlichen Abendmahls ins Auge, bei dem mit dem Rotwein das Blut Christi als Zusage des ewigen Leben getrunken wird.
Auch hier ist das Wandlungsmotiv sichtbar. Allerdings leider in Form von Tötungsblut, während das Menstruationsblut reales Lebensblut ist.
Das Abendmahl ist ein Sakrament.
Sacer ist lateinisch und bedeutet einerseits heilig. (siehe früherer Rundbrief)
Andererseits aber auch:
„einer unterirdischen Gottheit zur Vernichtung geweiht, verflucht, verwünscht.“ (Pons)
Höhlen (Unterirdisch) waren Kultstätten für das Tod-Leben-Prinzip. Hier wurde die Gebärmutter als Wandlungsort zur Wiedergeburt verehrt.
So ist auch Sacer mit der Menstruation verbunden. Das zeigt sich spätestens in der zweiten Silbe: ment.
Sakrament. Der heilige Geist und die heilige Menstruation. Beides. Gleichwertig.
Herzliche Grüße und einen schönen Frühlingssonntag
wünsche ich Ihnen
Ihre Lea Söhner
PS: dieses Thema ist zu groß für ein Format wie der Rundbrief. Deshalb konnte ich es nur antippen.
Hier die Literatur, die ich verwendet habe:
Erich Neumann: „Psychologie des Weiblichen“
Jutta Voss: „Das Schwarzmond-Tabu“
Richard Fester: „Sprache der Eiszeit“
Barbara Walker: „Das geheime Wissen der Frauen“
Shuttle/Redgrove: „Die weise Wunde Menstruation“
Die Forschungen von Erich Neumann sind kritisch zu sehen. Er ist Psychoanalytiker und projiziert seine psychologischen Erkenntnisse in die Vergangenheit. Trotzdem liefert er einige interessante Informationen.
Weitere Quellen, die ich für meine Rundbriefe verwende finden sich hier
Bildnachweis
Tempelanlage in Malta