WORTE WIRKEN: Das Verschwinden des Blumenkohls
Das Verschwinden des Blumenkohls
Wissen Sie, was eine Brombeere ist?
Ein Blumenkohl?
Klee?
Und was ist Moos?
Die englischsprachigen Oxford-Junior-Wörterbücher richten sich an Kinder ab sieben Jahren.
Dort wurden etwa die englischen Wörter für „Moos“, „Brombeere“, „Blumenkohl“ und „Klee“ gestrichen.
Dafür fügte der Verlag Wörter wie „Datenbank“, „Chatroom“ und „Breitband“ ein. ***
Welche Welt ist angedacht, wenn Kinder hauptsächlich Worte wie „Beton“, „Vegan“, „CO2-Emmission“, „Klimakatastrophe“ kennen?
Und wenn sie dafür Worte wie „Waldboden“, „Hummel“, „Eiche“, „Ulme“, „Wildsau“ vergessen haben?
Besonders auch im Wort Wald zeigt sich, dass Sprache mehr ist, als eine Ansammlung von Buchstaben.
Wald sei eine größere, dicht mit Bäumen bestandene Fläche.
Das ist die Beschreibung für Wald im Wörterbuch.
Dass ein Wald mehr ist als eine Fläche von Bäumen, wissen alle, die schon einmal im Wald spazieren gegangen sind und sich dort erholt haben.
Viel mehr als etwa die englische, ist die deutsche Sprache reich an Wörtern, die auch unsere Gefühle und das Seelenleben ausdrücken.
Sprache ist ein geistiger, emotionaler Raum, den man verunreinigen kann.
Kann man Sprache auch ausrauben? Gibt es Wortdiebe wie die Zeitdiebe bei Michael Endes Momo?
Viele Worte, die hauptsächlich im Zusammenhang mit Erleben von Natur stehen, sind uns bereits fremd, manche sogar unbekannt.
Hat diese Verarmung schon viel länger angefangen?
Haben wir es gar nicht bemerkt?
So wie spätere Generationen nicht merken, dass es einmal Brombeeren gab, Klee oder Moos?
Wer nutzt diese Worte noch?
- Waldeslust
- Wipfel
- Waldessaum
- Waldesrauschen
- Waldbach
- Waldesgrün
- Wälderpracht
- Waldesruh
- Abendschein
- Mondenschein
- Himmelszelt
- Waldeskühle
- Waldfinsternis
- Blattkleid
Schläft ein Lied in allen Dingen, sagt Eichendorff.
Schläft ein Lied auch in allen Worten.
Wir sollten diesem vielstimmigen Lied wieder lauschen.
Danke für die Samstagfreude von dir, kleine Auszeiten sind das. Grüße, KvD
Liebe Lea,
auf der anderen Seite genieße ich es gerade sehr, die „emotionale“ Ladung von Worten mehr oder weniger hinter mir zu lassen und ein „Fühlen“ der Dinge, wie wir das noch als Neugeborene können, in mir zu entdecken. Da ich ja in Schweden noch nicht so gut schwedisch kann und mich immer mehr dabei wieder finde, einfach NUR wahrzunehmen, OHNE Worte, VOR den Worten, HINTER den Worten (Ja leider ist auch das Wort Baum oder Wald oder andere eigentlich „positive“ Worte etwas „verzerrt“ in unserer Welt)….. und ich finde dieses Wahrnehmen VOR den Worten sooo bezaubernd. Auf der anderen Seite ist Sprache natürlich auch DAS Mittel zur Suggestion von Außen und von daher, wenn es unreflektiert geschieht, mehr als ungesund. Alles Liebe Claudia
Danke! Es freut mich immer, Rückmeldung zu bekommen!