Der Stoff aus dem das Leben ist

Stoff, Tod

Der gewebte Stoff – ein universelles Symbol für Tod und Wiedergeburt

Leider ist mein Kopf nicht für Mathematik gemacht. Darüber hinaus habe ich auch noch zwei linke Hände.

Mein Schuldebakel war also früh vorprogrammiert und die Dienstagnachmittage, an denen wir das Fach Handarbeit hatten, waren meine persönlichen Erlebnisse im Totalversagen. (mehr über meine Scheißschulzeit auf meinem Blog)

Eigentlich ist das schade, denn vielleicht hätte ich sonst früher erfasst, welche wichtige Rolle der gewebte Stoff in der Mythologie hat.

Das Netz ist ein fast vergessenes Symbol.

Es sprach über Jahrtausende auf der ganzen Welt von Leben, Tod und Wiedergeburt. Dafür gibt es unzählige Bilder in Höhlen, auf Skulpturen und Fresken.

In alten Zeiten galt das Weben als Heiliges Handwerk.

Aus Pflanzenfasern Taschen und Kleidung herzustellen, anstatt wie vorher nur aus Leder und Fell, war ein historischer Entwicklungssprung.

Heilig war es aber auch deshalb, weil das Gewebe – Kette und Schuss – zum Symbol für das balancierte Zusammenwirken der weiblichen und männlichen Kräfte wurde.

Der Kettfaden war das Weibliche, das Gegebene, die Grundlage.

So wie der Kettfaden in den Webrahmen eingespannt ist, ist das Weibliche das bereits Vorhandene, ist das Ewige, denn alles kommt aus dem Weiblichen.

Der Schussfaden dagegen, wurde als Zeichen für das Männliche genommen. Er gibt dem Ganzen Muster und Form.

Er ist der männliche Samenfunke, ohne den keine Entwicklung möglich ist, die männliche Inspiration.

Nur das balancierte Zusammenwirken von männlichen und weiblichen Kräften kann letztlich ewiges Leben auf Erden, also auch die Wiedergeburt, den immer wiederkehrenden Frühling, garantieren.

Die Toten werden bis heute vielerorts in gewebte Tücher gewickelt, die keinen Saum haben, damit die Große Weberin daran weiterweben kann.

Auch das Wort Tantra bedeutet übersetzt Netz. Aber das wird in einem anderen Rundbrief näher erläutert.

Quellen für meinen Rundbrief insgesamt finden sich hier:

Für diese Ausgabe habe ich vor allem diese beiden Bücher benutzt:

Jutta Voss: Das Schwarzmondtabu

Meier-Seethaler: Von der göttlichen Löwin zum Zeichen für männliche Macht

6 Kommentare

  1. Barbara Picard 4. März 2023 at 12:03 - Antwort

    Liebe Lea
    wieder einmal faszinierst du mich mit einem deiner Texte und deiner Wortwahl. Dein Wissen zu verschiedenen Themen ist erstaunlich. Wie wundervoll webst du deine Weisheiten ineinander.
    Du magst dich in der schulischen Handarbeit als Versagerin gefühlt und nicht genügt haben. In der schriftstellerischen Handarbeit bezeuge ich dir eine hohe Kunstfertigkeit.
    Ich wünsche dir ein erfreuliches Wochenende und freue mich bereits jetzt auf deine ganz eigenen „Handarbeiten“.
    Herzlich
    Barbara

  2. Simone 4. März 2023 at 12:08 - Antwort

    Danke, Lea, für deine Wortfäden, die sich in meine Gedanken weben.

  3. Kristina 5. März 2023 at 9:18 - Antwort

    Danke für die Inspirationen durch deine Texte, liebe Lea.
    Und Du hast Deine Hände vielfach und magisch und kreativ wirken lassen – Berührung ist auch Handarbeit 😉🤗

  4. Johanna 6. März 2023 at 15:30 - Antwort

    Liebe Lea, ich liebe deine Rundbriefe. Die Worte berühren mich tief und ich erlebe große Resonanz in mir … und bekomme Lust auf noch mehr Austausch mit dir 🥰 … denke (ein wenig sehnsüchtig) zurück an meinen Besuch bei dir …
    Alles Liebe und Gute dir.
    Johanna

  5. Nhanga 21. Oktober 2023 at 18:37 - Antwort

    Wunderbar, vielen Dank, liebe Lea!

  6. Simone 25. Oktober 2023 at 4:43 - Antwort

    ich sitze auf dem Bahnhof, suche im Schauen das Weibliche und Männliche, das Webmaster… danke für deine Inspirationsmagie💫

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