
Da habe ich wohl schlampig gearbeitet beim letzten Rundbrief Gottlos grüßen!
Leserinnen und Leser schrieben mir interessante Korrekturen und Vervollständigungen dazu. Sie finden diese weiter unten.
Doch zunächst möchte ich Ihnen zeigen, wie unterschiedlich Bach und Haydn in ihren Messen um Frieden flehen.
Eine musikalische Osterbetrachtung im Jahr 2024
Zu allen uns bekannten Zeiten flehten Menschen Gott um Frieden an.
So zählen auch die Vertonungen der lateinischen Messliturgie zu einer der wichtigsten musikalischen Gattungen.
Am Ende einer solchen Messe steht immer die Bitte um Frieden.
Dona nobis Pacem.
Diese Bitte um Frieden ist Teil des Agnus Dei :
Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, Erbarme dich unser.
Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, Gib uns Frieden.
Werden wir angesichts des Zustands der Welt nicht langsam müde, um Frieden auf Erden zu bitten? Sollten wir uns nicht lieber um den inneren, den göttlichen, ewigen Frieden bemühen?
Auch dieser Zwiespalt muss schon viele Generationen umgetrieben haben.
Gerne möchte ich Ihnen zwei unterschiedliche Vertonungen des Messtextes Dona nobis Pacem vorstellen, die diese Frage auf je eigene Weise lösen.
Der erste ist von Johann Sebastian Bach.
Er meint in der H-moll-Messe bei seinem Dona nobis pacem gewiss den absoluten, den ewigen Frieden, wie wir gleich hören können.
Diese Friedensbitte wird hier ausgebreitet in großen, ruhigen, erhabenen Linien, später veredelt mit dem himmlischen Glanz der Trompeten. Was bedeuten diese Trompeten bei Bach?
In der Kirche meiner Heimatstadt Schwaigern hängt der Barbara-Altar von Jürg Rathgeb. Dort ist – wie oft in mittelalterlicher Malerei – der Himmel mit echtem Blattgold gemalt. Das bedeutet: der wertvolle Himmel. Der wahre Friede ist nicht auf Erden zu finden, vielmehr sollten wir nach dem Ewigen streben.
Als akustische Entsprechung können wir die Trompeten der Bachwerke betrachten. Sie geben der Musik ein goldenes, himmlisches Strahlen, sie zeigen uns den ewigen, göttlichen Frieden, um den wir bitten.
Ganz anders Haydn in seiner Missa in tempore belli, der Messe in Zeiten des Krieges.
Im Entstehungsjahr des Werks kämpfte Napoleons Armee in Italien und bedrohte auch Österreich, das Heimatland Haydns.
Haydn malt mit Pauken, Fanfaren und Trompeten ganz realistisch die herannahende Kriegsgefahr. Die Bitte (Im Erbarme dich unser) ist handgreiflich:
Bitte Gott, verschone uns vor Zerstörung und Tod.
Dona Nobis Pacem wird vom Chor zunächst ganz schüchtern mit Pausen zwischen den Wörtern gesungen, als wage man gar nicht, um Frieden zu bitten. Oder als wäre es – wie heute – verpönt, für den Frieden zu sein.
Doch der Chor rauft sich zusammen und ruft mit starken selbstbewussten Klängen noch einmal nach Frieden, bis sich die Musik zusammen mit den Solisten zu einem versöhnlichen optimistischen Schluss vereinigen.
Hier das Agnus Dei samt Friedensbitte von Joseph Haydn (3,31 Minuten)
An Ostern 2024 wünsche ich Ihnen den inneren und äußeren Frieden
Ihre Lea Söhner
Ein Kommentar
Hinterlasse einen Kommentar
Machen Sie mit, bei der Wahl
"Wörter der Woche"
Meine Bücher
Sie handeln von den einfachen Menschen, von ihren Hoffnungen und Sorgen, ihren kurzen Siegen, ihren Hoffnungen und ihrer allzu oft verborgenen Liebe
... mehr erfahren
Über mich
Bäuerlich sind meine Wurzeln. Bauern und Bäuerinnen waren alle meine Ahnen. Ich trage es in mir, das Bauern-Dasein, die Erinnerung an den Duft der Erde
... weiterlesen
Mein Blog
Angeeignetes aus Philosophie, Musik, Poesie und Malerei. Texte über den alltäglichen Wahnsinn und dem Versuch, die eigene Mitte zu bewahren
... mehr erfahren
Der Rundbrief
Jeden Samstag ein Wort neu gesehen, ein Aha-Erlebnis oder ein Lächeln.
Abonnieren Sie meinen Rundbrief WORTE WIRKEN
... abonnieren






Danke Lea für diese Gedanken! Zu Ostern, zum Frieden, zum Neuanfang! Salve