Wahnsinn war weiblich

Hysterie

Hysterie und die Angst vor triebhaften Frauen

Tausende so genannte Hysterikerinnen wurden in die Nervenheilanstalten und Krankenhäuser Europas eingewiesen.

Das war ab den 1870er Jahren.

Hysterie kommt von Hystera, Gebärmutter und wurde zur Frauen- krankheit schlechthin.

Hysterie war eine angebliche psychische Erkrankung.

Sie erklärte alle Verhaltensweisen oder Symptome, die Männern bei Frauen als mysteriös oder unbeherrschbar empfanden.

Vor allem wurde sie mit weiblicher Sexualität in Verbindung gebracht.

Eine der „Therapien“ war es, Frauen klitoral zu beschneiden oder die Gebärmutter zu entfernen.

Die Angst vor weiblicher Sexualität dringt im Viktorianischen Zeitalter durch alle Poren der Sprache, der Kultur, des Alltags und der Religion.

Machen wir uns nichts vor: unbemerkt sie sitzt noch in uns, diese Angst. In uns Frauen und in den Männern.

Übrigens verschwanden die hysterischen Patientinnen wie von selbst aus den Nervenheilanstalten, als sich die Geschlechterverhältnisse änderten und der Umgang mit der Sexualität freier wurde.

Doch schauen wir uns das Wort Hystera (Gebärmutter) genauer an:

Es setzt sich zusammen aus Hys und Teréo

Hys ist das altgriechische Wort für Schwein. Teréo hat die Bedeutung von bewachen, behüten, beschützen, Höhle.

Wortbildungen geschehen nicht aus Zufall, sondern aus Leiberfahrung.

Was war das einmal für eine Welt, in der die Weiber ihre volle sexuelle, überschäumende, wildsauartige Potenz leben konnten und die Männer Manns genug waren, ihnen standzuhalten?

Das waren nicht die Evas, die aus der Rippe Adams geboren wurdes, das waren die Liliths.

Doch zurück zum Frauenbild des neunzehnten Jahrhunderts und der gefürchteten weiblichen Sexualität.

Heinrich, eine der Hauptfiguren meines Familienromans „Vielleicht im Himmel einmal“ wird 1889 geboren und ganz Kind seiner Zeit.

Er begehrt eine Frau. Diese Frau ist eine Bäuerin und alles andere als hysterisch. Allerdings unterliegt sie dem Frauenbild ihrer Zeit.

Heinrich hat er das Gefühl, Gott wolle nicht, dass er gerade diese Frau heiratet. Warum nicht? Begehrt er sie zu stark?

Er heiratet gegen den gefühlten Willen Gottes.

Die darauffolgende Katastrophe deutet er als Strafe Gottes.

Auf der Ehe mit ihr liegt ein Fluch.

Wie sehr dieser eingebildete Ungehorsam Heinrichs und das familiäre Trauma die nächsten zwei Generationen prägte, erzähle ich in dem Buch „Vielleicht im Himmel einmal“.

Herzliche Grüße und einen schönen Sonntag

Ihre Lea Söhner

PS: Auf das Ding mit dem Schwein werde ich im Laufe des Jahres in mehreren Rundbriefen eingehen. Dies hier war ein kleiner, nach vorne geworfener Anker.

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