
Ein stilles Gespräch zwischen Himmel und Erde
Passend oder auch unpassend zum letzten Rundbrief ist am Dienstag meine Mutter gestorben.
Jetzt gerade sitze ich – vielleicht zum letzten Mal – im Haus meiner Kindheit und blicke auf den parkähnlichen Garten meiner Mutter.
Darum herum sind Felder und Wälder, sonst nichts.
Vielleicht hat sich die Weite der Landschaft, in der ich aufgewachsen bin, bei mir eingeprägt.
Immer wieder suche ich selbst die Weite: im Denken, in der Spiritualität, im Wohnen, in Beziehungen.
Darin bin ich mit meiner Mutter verwandt.
Ihre Urne werden wir nicht in die Schweiz schaffen, sondern im Friedwald am Familienbaum begraben.
Dort liegen schon mein Mann und mein Vater. Und auch meine Asche wird dort einmal liegen.
Wenn ich in diesen magischen Tagen zwischen Tod und Beerdigung im Wald spaziere, ist es, als könnte ich noch mit meiner Mutter sprechen. Es ist einfach plötzlich. Alles ist gut.
Der Tod setzt Energie frei und die ist im Fall meiner Mutter ausschließlich Leichtigkeit und Versöhnung.
Dafür bin ich sehr dankbar.
In den letzten Lebensmonaten hat unsere Mutter noch ein Gedicht auswendig gelernt.
Immer wieder haben wir es miteinander gesprochen, im Heim oder auf Spaziergängen:
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen
Die sich über die Dinge ziehn
Den letzten werde ich vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm
Und ich kreise jahrtausendelang
Und ich weiß nicht, bin ich ein Falke ein Turm
Oder ein großer Gesang.R.M. Rilke
Mit diesem Gedicht grüße ich Sie und wünsche Ihnen einen schönen November
Ihre Lea Söhner
Ankündigung:
Der nächste Rundbrief wird ein Gastbeitrag sein. Die Ägyptologin und Autorin Mairi Carlsson schreibt darüber, wie Sprache Wirklichkeit erschafft.
Unvergessliche Worte:
Es waren unschöne Wörter beim letzten Rundbrief. Karikaturen des Todes.
Aber es gibt auch Wörter rund um das Sterben. Manche wirken altmodisch, aber das macht nichts.
- Lebensabend
die späte Zeit des Lebens, wenn sich alles rundet. - Abschiednehmen
bewusst loslassen, was man liebt. - Herzensruhe
tiefer innerer Friede, der nichts mehr will. - Seelenfrieden
Versöhnung mit dem Leben und sich selbst. - lebenssatt
erfüllt von Erlebtem und bereit, gehen zu können. - vollendet
abgeschlossen in Schönheit und Sinn. - getragen
behütet und gehalten, auch im Schweren.
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