Kaiser im Wald

Vom Glanz, der vergeht und vom Licht, das bleibt.

Kaiserliche Begegnung im Wald

Vor vielen Jahren machte ich mit meinem Mann und meinen Eltern einen Waldspaziergang.

Wir stießen auf einen älteren Herrn, an seiner Seite eine jüngere Dame.

Diese war offensichtlich seine Tochter.

Die beiden trugen Gummistiefel und – obwohl es Sonntag war – recht abgetragene Arbeitskleidung.

Mit meinen Eltern offenbar bekannt, begrüßte man sich.

Jovialer Händedruck unter Bauern.

Mein Vater sprach etwas von Kaiserlicher Hoheit.

Ein typischer Scherz meines Vaters, dachte ich noch, dann wurde ich dem Thronfolger von Österreich-Ungarn vorgestellt – Otto von Habsburg.

Meinen Eltern bekannt durch seine Tochter, Andrea von Habsburg-Neipperg, der Frau des örtlichen Grafen von Neipperg.

Diese wurde mit Erlaucht angesprochen.

Man plauderte über dies und das und wünschte sich noch einen schönen Sonntag.

Sind Adelige erleuchtet? 

Erlaucht kommt etymologisch vom Wort erleuchtet, strahlend hell, illuminiert.

Das finde ich interessant.

Warum werden hohe Adelige als erleuchtet angesehen?

Es ging in früheren Zeiten darum, eine übernatürliche oder göttliche Legitimation des Adels auszudrücken.

„Von Gottes Gnaden“ sagte man auch. Das machte den Adel unantastbar.

Menschengemachtes Schicksal

Nun – Otto von Habsburg hatte sein eigenes, durchweg menschengemachtes Schicksal:

Die Monarchie wurde nach dem ersten Weltkrieg abgeschafft und die Familie Habsburg des Landes verwiesen.

Otto von Habsburg durfte Österreich nicht wieder betreten.

Zwischenzeitlich war die Familie auf Unterstützung von Freunden und Verwandten angewiesen.

Er war Schriftsteller, Publizist, Politiker.

Von den Nazis wurde Otto von Habsburg in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Mehr als 10.000 NS-Verfolgten konnte er bei der Flucht nach Übersee helfen.

Später wurde er ein glühender Verfechter Europas und der christlichen Werte.

Erst 2011 durfte er, bzw. sein Leichnam, dauerhaft nach Wien kommen.

Dort liegt er in der Kaisergruft.

Das Herz Otto von Habsburgs allerdings, liegt in der Abtei von Pannonhalma in Ungarn bestattet.

Vielleicht hat Otto von Habsburg mir damals gezeigt, dass wahrer Glanz nichts mit Titeln zu tun hat – sondern mit dem Licht, das in uns allen ist.

Sind wir nicht alle Erlaucht? 

Deshalb beschäftigen sich die heutigen unvergesslichen Wörter genau mit unserem inneren Licht:

 

Erhellung – wenn etwas im Innern klar wird.

Beseligung – das seltene Wort für inneres Glück und stilles Erstrahlen.

Lichtmut – kaum noch gebraucht; bedeutet Mut, der aus Helligkeit kommt.

Heiterkeit – die Helligkeit des Gemüts, nicht zu verwechseln mit Fröhlichkeit.

Innewerden – das zarte deutsche Wort für Erleuchtung.

Schimmer – das vorsichtige Licht am Rand der Erkenntnis.

Schein – ambivalent, aber philosophisch interessant, weil Licht und Täuschung zugleich.

Klicken Sie auf das Bild unten zur Wahl Ihres Favoriten.

Und lassen Sie Ihr Licht leuchten in diesen seltsamen Zeiten.

Ihre Lea Söhner

 

Bildnachweis: Otto von Habsburg als Kind mit seinem Vater, Kaiser Carl I. 

Hinterlasse einen Kommentar

Machen Sie mit, bei der Wahl
"Wörter der Woche"

Meine Bücher

Sie handeln von den einfachen Menschen, von ihren Hoffnungen und Sorgen, ihren kurzen Siegen, ihren Hoffnungen und ihrer allzu oft verborgenen Liebe
... mehr erfahren

Über mich

Arbeit

Bäuerlich sind meine Wurzeln. Bauern und Bäuerinnen waren alle meine Ahnen. Ich trage es in mir, das Bauern-Dasein, die Erinnerung an den Duft der Erde
... weiterlesen

Mein Blog

Angeeignetes aus Philosophie, Musik, Poesie und Malerei. Texte über den alltäglichen Wahnsinn und dem Versuch, die eigene Mitte zu bewahren
... mehr erfahren

Der Rundbrief

Jeden Samstag ein Wort neu gesehen, ein Aha-Erlebnis oder ein Lächeln.
Abonnieren Sie meinen Rundbrief WORTE WIRKEN
... abonnieren

Nach oben