Hedwig Porschütz, Ehre

Späte Gerechtigkeit für eine stille Heldin

Sie war Prostituierte aus Armut.

In ihrer winzigen Mansarde in Berlin-Mitte und versteckte sie während des Zweiten Weltkriegs Jüdinnen.

Bei ständiger Lebensgefahr lebten in dort teilweise vier Frauen in drangvoller Enge.

Hedwig Porschütz arbeitete zudem einem geheimen Netzwerk zu, das jüdische Menschen vor der Ermordung schützte.

Da sie sich im kleinkriminellen Milieu bestens auskannte, organisierte sie gefälschte Ausweise, Verstecke, Lebensmittel und rettete so unzählige Menschenleben.

Hedwigs Aktivitäten am Schwarzmarkt wurden entdeckt, nicht aber ihre Hilfstätigkeiten.

So wurde sie 1944 lediglich wegen „Kriegswirtschaftsverbrechen“ zu eineinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt.

Als das Grauen vorbei war

Nach dem Krieg war sie ausgezehrt, chronisch krank und völlig verarmt.

In der Hoffnung auf eine kleine finanzielle Unterstützung beantragte sie 1956 die Anerkennung als politisch Verfolgte.

Diese wurde abgelehnt.

Doch mit welcher Begründung!

Die bundesdeutschen Behörden stützten sich auf das Nazi-Urteil von 1944.

Ihre Tätigkeit, u.a. auf dem Schwarzmarkt, ließe auf ein „derartig niedriges sittliches und moralisches Niveau schließen, daß (…) die Voraussetzung für eine Anerkennung nicht gegeben wäre“.

Eine Anerkennung als politisch oder rassisch Verfolgte stelle ein Ehrendokument dar, so die Behörde. So etwas könne nur für entsprechende Persönlichkeiten ausgestellt werden.

Nicht aber für Frauen wie sie.

Am 26. März 1977 starb Hedwig Porschütz verarmt als Sozialfall in einem Altersheim.

Ihre Grabstelle wurde 2000 aufgehoben. Von Hedwig Porschütz existiert kein Bild.

Späte Gerechtigkeit

Erst im Jahr 2011, wurde das Urteil von 1944 gegen sie aufgehoben. Fünfunddreißig Jahre nach ihrem Tod.

2010 wurde sie endlich im Rahmen des Berliner Gedenktafelprogramms geehrt.

Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem zeichnete Hedwig Porschütz zusammen mit ihrer Mutter als Gerechte unter den Völkern aus. Dies ist eine der höchsten Auszeichnungen für Nichtjuden.

Meine persönliche Hommage an Hedwig Porschütz

Die heutigen sieben „Unvergesslichen Wörter“ haben alle mit Mut zu tun.

Diese Wörter wirken altmodisch und sind vom Aussterben bedroht, doch wir brauchen sie so dringend.

„Hede“ Hedwig hatte sie alle:

  • Edelmut
  • Freimut
  • Lebensmut
  • Wagemut
  • Herzensmut
  • Anmut
  • Demut

 

Wählen Sie Ihr unvergessliches Wort der Woche

Anmerkung:

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Bildnachweis: Postkarte aus Theresienstadt, wo sie die dort Inhaftierte Alice Licht bei „Hede“, Hedwig Porschütz für ein Paket bedankt. 

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