WORTE WIRKEN: Die Dame mit der Guillotine

Gerechtigkeit

Gerechtigkeit – die Dame mit der Guillotine

Diesmal will ich mich nicht ausgewogen ausdrücken.

Ich will einseitig und radikal sein.

Sie dürfen mir gerne widersprechen und in die Kommentare schreiben.

Was ich sagen will: Gerechtigkeit hat etwas Totalitäres.

Der Wunsch nach Gerechtigkeit stammt aus einer Kinderwelt.

Wer nach Gerechtigkeit ruft, will eine höhere Macht dazu bringen, diese durchzusetzen.

Es mag eine göttliche Gerechtigkeit geben, aber davon ist hier nicht die Rede.

Auf Erden geht es ungerecht zu.

Auch wenn wir das nicht gut finden.

Der Ruf nach Gerechtigkeit führte in den Stalinismus, in die Gulags und unter die Guillotinen.

Auch in China gab es Ungerechtigkeiten.

Deshalb zog Mao Tse Tung in einen „Kampf gegen rechts“.

Diese „Anti-Rechts-Bewegung“ hat mehreren Millionen Menschen das Leben gekostet.

Pol Pot machte in Kambodscha seinerzeit die Intellektuellen für alle Ungerechtigkeiten verantwortlich. Er ließ Menschen mit Brillen jagen, einsperren, umbringen.

Letztlich – das vergessen wir gerne – hat auch Adolf Hitler seine Macht nur aus der Sehnsucht nach Gerechtigkeit erhalten.

Gerechtigkeit ist also die Karotte, mit welcher die Esel sich vor die Karren
der Ungerechten spannen lassen. 

Und das immer wieder.

Hat je eine politische Bewegung eine gerechtere Welt erschaffen?

Auch in den Familien gibt es legendäre Fälle von Gerechtigkeit:

Lucius Junius Brutus war der Begründer der römischen Republik.

Er soll seine eigenen Söhne hingerichtet haben, da sie an einer Verschwörung zur Wiederherstellung der Monarchie beteiligt waren.

Und heute?

Heute gibt man die Schuld an der Misere der Welt gerne den „alten weißen Männern“.

Wollen wir sie zum Schweigen bringen? Wohin mit ihnen?

Und was ist mit den alten weißen Frauen?

Es gäbe keinen umgekehrten Rassismus, heißt es heute … Ich weiß nicht so recht …

Und natürlich kann man die oben genannten Massenmörder nicht mit der Forderung nach „gerechter Sprache“ in einen Topf werfen!

Das wäre absurd.

Es geht mir ums Prinzip:

Jemand sagt uns, dass wir bestimmte Wörter nicht mehr sagen dürfen.

Wer ist dieser Jemand?

In Deutschland gibt es jetzt gewisse Meldestellen.

Das Gute schwindet, sobald man es zum Maßstab erhebt.

Gerechtigkeit hat viel mit Selbstgerechtigkeit zu tun.

Selbstermächtigung könnte das bessere Wort sein.

Selbstwachstum vielleicht auch.

Oder Selbststärkung.

Selbstbewusstsein – Bewusstsein darüber, wer wir wirklich sind.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende

Ihre Lea Söhner

Bildnachweis:

Bild oben  NZZ: Der perfekte Mord

4 Kommentare

  1. Georg Hummler 1. Februar 2025 at 6:49 - Antwort

    Gerechtigkeit muss nicht Rache sein. Justitia verkommt leider zu oft dazu. Wen lässt schon der Strafvollzug zu einem besseren Menschen reifen?
    Dazu gibt es im 20.Kapitel des Matthäusevangeliums ein klassisches Gleichnis: das von den Arbeitern im Weinberg. Alle – von der ersten, zur dritten, sechsten, zur neunten und zur elften Stunde treten für denselben Lohn an. Als der Herr dann abend den vereinbarten Lohn auszahlt, beginnt das Murren. Es geht um die Gerechtigkeit im Reich Gottes. Da ist genug für alle da. Keiner kann zu kurz kommen. Alle Grundbedürfnisse sind befriedigt. Die Habgier wird hier ausgeschaltet und damit die Wurzel nach jeder Rachegerechtigkeit.

  2. Gabriella 1. Februar 2025 at 8:11 - Antwort

    Deine Worte regen mich zum Nachdenken an, liebe Lea – von Herzen danke für Deine Beiträge!
    Wie geht es Dir? Du warst jetzt erst in Argentinien. Schade, das wir kaum noch persönlichen Kontakt haben……
    Dir alles Liebe
    Gabriella

  3. Karin von Dellemann 1. Februar 2025 at 22:29 - Antwort

    Hallo Lea,
    Herr Hummler bringt es auf den Punkt!
    Hab eine gute Zeit🙋🏼‍♀️

  4. Mairi Carlsson 2. Februar 2025 at 14:33 - Antwort

    „Gerechtigkeit hat viel mit Selbstgerechtigkeit zu tun.“

    Ja. Das ist das Tragische. So viele, die Verbrechen begehen, halten ihre Taten für gerechtfertigt, weil sie sich im Recht wähnen. Oder glauben, dadurch ein schlimmeres Übel zu verhindern. Vielleicht, weil ihnen selbst einmal Unrecht getan wurde. Ein ewiger Kreislauf.

    Der Mensch scheint ein Feindbild zu brauchen, an dem er seine eigenen Unzulänglichkeiten abarbeiten kann. So lange er das tut, hat er auch kein echtes „Selbstbewusstsein“ erreicht.

Hinterlasse einen Kommentar