WORTE WIRKEN: Hoffnung ist keine Methode
Hoffnung ist keine Methode
Ein Freund von mir war Oberst der Schweizer Armee.
Mit ihm hatte ich vor ein paar Jahren die spezielle Gelegenheit, in Washington den früheren Chef der US-Army privat zu treffen.
Nur wir drei und der Butler.
General Sullivan hatte ein Buch geschrieben mit dem Titel:
Obwohl Mr. Sullivan über Strategie und Militärgeschichte schrieb, ist der Titel bei mir hängen geblieben.
Ich finde, es ist ein sehr spiritueller Satz.
Mit ungefähr vierzig lag ich im Krankenhaus und hatte gerade die Diagnose Eierstockkrebs bekommen.
Als ich von Hoffnung sprach, blieb meine ältere Freundin Dorothée knallhart:
„Hör auf zu hoffen“, sagte sie. „Wenn du etwas Bestimmtes hoffst, ist es kein Vertrauen.“
An ihrer Antwort habe ich lange gekaut.
Nun bin ich christlich erzogen im paulinischen Sinn: „Glaube, Hoffnung, Liebe.“
Man möge mir verzeihen, dass ich den Apostel Paulus hinterfrage:
Ist Hoffnung nicht eine trügerische Angelegenheit?
Was, wenn sich die Dinge nicht so entwickeln, wie erhofft?
Was, wenn ich damals nicht geheilt wäre, sondern mich auf den Tod hätte einstellen müssen im Alter von vierzig Jahren?
Hätte ich mich bis zum Schluss aufgerieben und noch auf dem Totenbett auf ein Wunder gehofft?
Oder hätte ich mich im Vertrauen dem Größeren Ganzen hingeben können?
Dhyan, meine frühere Kollegin in der Tantramassage hat ihren Krebstod wahrlich tantrisch zelebriert.
Nachdem sie als austherapiert galt, bereitete sie sich mit Stille und Neugier auf den Tod vor. Das ist ihr wunderbar gelungen.
Ihre Geschichte erzähle ich in meinem Buch
Wie hart es hingegen sein kann, noch auf dem Totenbett vergeblich um das Wunder der Heilung zu bitten, erzähle ich in meinem Buch
„Vielleicht im Himmel einmal.“
Ich hoffe, dass ich einmal wie Dhyan gehen kann.
Hoffe ich?
Oder vertraue ich und gehe mit dem, was dann dran sein wird?
Ich wünsche Ihnen ein sonniges Juni-Wochenende
Ihre Lea Söhner
Liebe Lea,
deine Worte heute sprechen mir aus dem Herzen und meinem Hirn. Ich denke und suche nach Hoffnung ohne Zweck, das ist eine Haltung ohne Grund und ohne Zweck. Hoffnung ist ein Geschenk.
ich weiß: Glaube und Hoffnung vergeht, Liebe bleibt.
Herzliche Grüße von Sieglinde
Herzlichen Dank für den Kommentar, Sieglinde.
Liebe Lea,
Wie erhellend doch deine heutigen Gedanken wieder sind. Ich kann wieder zurück zum tiefen Vertrauen in mir, einem Vertrauen in meinen Lebensweg und weg vom Hoffen auf ein friedvolles Miteinander.
Danke und ganz liebe Grüße aus Backnang
Dorothea
Danke für den Kommentar, Dorothee. Das freut mich sehr.
…und draußen vor meinem offenen Fenster singen die Vögel – das Leben lebt sich – danke Lea!
Liebe Lea,
ich denke, für Vertrauen braucht man viel mehr Mut als für Hoffnung. Wie oft benutzen wir die Redewendung „Hoffentlich“ oder „Ich hoffe mal …“?
Ich würde gerne mehr vertrauen.
Liebe Grüße
Mairi